Bikeferien auf den Philippinen2023-09-07T18:47:45+02:00
  • Lachende philippinische Kinder

Bikeferien auf den Philippinen

Mit dem Velo die traumhafte Inselwelt entdecken

Philippinen: Radurlaub im Paradies

Der Schweizer Veranstalter Bike Adventure Tours reist mit seinen Gästen bis ans Ende der Welt. Unser Autor begleitete eine Radlergruppe auf die Philippinen und erlebte einen paradiesischen Radurlaub bei 28 Grad.

Tricycles Philippinen Bikers
Tricycles Philippinen Bikers

Bohol, die Insel der Chocolate Hills

Auf der Insel Bohol tauchen wir in das Bike-Abenteuer Philippinen ein. Hektik scheint auf unserer ersten Strasse unbekannt, Autos gibt es so gut wie keine. Dafür Mopeds, Fahrräder und jede Menge sogenannter Tricycles. Das sind muskel- oder motorbetriebene Lastenfahrzeuge, die alles befördern. Ganz gleich ob Menschen, schlafende Hunde, Reissäcke oder auch ein frisch geschlachtetes Schwein. Ohne Stress und Geschwindigkeit fliesst alles ineinander und trennt sich auch wieder. Auch unsere Fahrräder fallen da nicht weiter auf. Wir dagegen schon. Eine Radlergruppe ist die Attraktion für alle und so herrscht überall, wo wir auftauchen, erst einmal grosses Staunen. Aus allen Ecken stürmen die Kinder herbei und je tiefer wir in die Insel vordringen umso grösser wird die Schar der herbei strömenden Kinder. Fast wie bei einem Radrennen säumen sie ruckzuck die Strassen und feuern uns begeistert an. Kinder, das begreifen wir schnell, sind die Seele und die Zukunft der Philippinos. Auch in ärmlichsten Verhältnissen bleiben sie völlig unbeschwert, lachen und sind stets freundlich und extrem neugierig. Keiner von uns kann sich ihren hübschen Gesichtern und dem offenen Lachen entziehen. Wo wir Radler auf Kinder treffen, herrscht immer grosser Spass.

Siquijor, die Insel der Geister und Wunderheiler

Als wir am Abend einigen Philippinos erklären, dass unser nächstes Reiseziel die Insel Siquijor ist, schütteln die Einheimischen erst einmal unverständlich die Köpfe. Siquijor, das ist die Insel der Wunderheiler und Geister, auf die sich kein normaler Philippino ohne Not freiwillig begibt. Auch uns empfängt die Insel eher abweisend und unfreundlich. Aus der erwarteten entspannten Bootsfahrt über türkisfarbenes Meer wird leider nichts. Stattdessen giesst es in Strömen. Zum Glück liegen Wasser- und Lufttemperaturen gut über 27 Grad und machen die Sintflut erträglich. Auch zwei Stunden später hat der tropische Guss kaum nachgelassen. Wir waten mit unseren Rucksäcken vom Schiff aus an den Strand. Auf einen Steg hat man hier auf der Geisterinsel verzichtet. Die Philippinos schleppen unsere Räder kopfüber zum Ufer. Sie lachen und machen ihre Spässe. Man nimmt das Wetter halt so wie es kommt. Der Regen sorgt dafür, dass wir im nächsten Ort einen lockeren Plausch mit dem Besitzer des Lebensmittelladens halten. Er findet es super, dass wir mit den Rädern unterwegs sind. Besonders freut ihn, dass wir von Land und Leuten so begeistert sind. Das macht ihn als Philippino stolz. Fremde sind in dem Land mehr als willkommen.

Unser Übernachtungsquartier, das Coco Groove Resort, lässt den Regen schnell vergessen. Der in Australien lebende Besitzer stellt hier unter Beweis, dass paradiesisch anmutende Beachresorts nicht zwingend wie luxuriöse Reservate und Fremdkörper wirken müssen. Auch die Preise sind auf Siquijor noch nicht völlig abgehoben. Für uns ein echter Geheimtipp für einen Urlaub in einem der letzten Paradiese dieser Welt.

Bike und Boot auf den Visayas
Bike und Boot auf den Visayas

Die am nächsten Tag anstehende, rund 60 Kilometer lange Inselrunde, erweist sich als nicht weniger paradiesisch. Ohne Verkehr geht es zunächst an der Urlaubsküste entlang. Vor jeder Fischerhütte liegen die traditionellen Auslegerboote mit denen die Männer immer noch für den Unterhalt ihrer Familien sorgen können. Fischfang ist der grösste Erwerbsbereich der Philippinos und glücklicherweise geben die Meere noch immer genug Fisch für die meisten Familien her. Doch der Fang hat in den letzten Jahren stark abgenommen. Die Lebensgrundlage Fisch ist durch die grossen internationalen Fangflotten bedroht. Hinzu kommt, dass die Bevölkerung des Landes stetig wächst. Musste früher eine Bucht Fisch für 100 Familien liefern, wohnen heute in den Ortschaften schnell die doppelte Zahl an Menschen. Die Probleme sind damit vorprogrammiert. Vielen Philippinos bleibt deshalb nur die Flucht in die Stadt oder ins Ausland. In jedem Ort hängen auffällige Plakate der internationalen Firmen. Gesucht sind Haushaltshilfen für Familien in Hongkong, Singapur oder in den neuen Megacities der arabischen Welt. Doch der Wegzug und das Geld der Mutter ist für die Familien nicht immer ein Segen. Die Familienstrukturen werden zerstört. Die verlassenen Männer suchen nicht selten Trost im Alkohol, Töchter gleiten ab in die Prostitution. Ein bedrückender Teufelskreis.

Auf ruhigen Schotterwegen durch die Natur
Auf ruhigen Schotterwegen durch die Natur

Die Schönheit des Landes drängt sich jedoch immer wieder in den Vordergrund. Wir verlassen die Küste und strampeln ins bergige Hinterland. Aufgrund des Aberglaubens ist Siquijor geringer besiedelt, der Regenwald somit deutlich wenig genutzt. Üppiges Grün hüllt uns ein. Die Pflanzen wachsen beinahe bis zum Himmel. Die tropische Feuchte dringt bis in die letzten Lungenspitzen. Regengüsse und Sonnenschein wechseln sich in kurzem Rhythmus ab. Doch ab Mittag hat die Sonne endlich wieder die Oberhand gewonnen. Wir geniessen einen traumhaften Blick über die grüne Insel und hinunter zum Meer. Die grösste Überraschung erwartet uns jedoch zum Mittagessen. Das Coco Groove Resort hat ein Picknick am Wasserfall vorbereitet. Wir geniessen den Sprung ins erfrischende Nass und fühlen uns erneut wie im Paradies.

Negros, Insel der Studentenstadt Dumaguete

Einen Tag später werden wir mit der Kehrseite des paradiesischen Lebens konfrontiert. Drei Wochen vor unserer Reise hat ein gefürchteter Taifun die Insel Negros und die Studentenstadt Dumaguete überquert. Das Programm muss geändert werden. Die geplante Strasse gibt es nicht mehr. Stattdessen können wir uns vom Ausmass solcher Naturkatastrophen selbst ein Bild machen. Nur mit dem Mountainbike kommt man hier überhaupt noch vorwärts. Ganze Dörfer wurden von den Fluten einfach weggespült. Doch die Bewohner sind bereits unermüdlich dabei, ihre Hütten wieder aufzubauen. Man hat alles verloren und fängt einfach wieder neu an. Spontan organisiert unser Guide eine kleine Spendenaktion. Wir sind erstaunt, wie gut organisiert und diszipliniert die Übergabe der von uns gekauften Hilfsgüter abläuft. Wir sind glücklich und dankbar, dass wir als Touristen hier helfen können. Schon allein deshalb hat sich die Reise mehr als gelohnt.

Info Philippinen

Allgemein: Freundliche Menschen, einfachstes Leben und abseits der grossen Städte nur ländlicher Verkehr, die Philippinen sind recht gut mit dem Rad zu bereisen. Besonders angenehm sind der vertraute Kulturkreis und die Landessprache Englisch. Dem Europäer sind also die religiösen und ethischen Grundeinstellungen vertraut. Mit Hilfe von Schulenglisch lässt sich mit jedem kommunizieren. Das macht die Verständigung und damit das Reisen leicht. Trotzdem bedarf eine Radreise dorthin bester Vorbereitung. Radtourismus ist unbekannt. Es ist keine besondere Infrastruktur vorhanden. Wir waren mit dem Schweizer Reiseveranstalter bike adventure tours unterwegs und mussten uns deshalb um keinerlei Organisation kümmern.

Bike Adventure Tours: Der Schweizer Radreiseveranstalter ist der Profi in Europa, wenn es um Fernreisen mit dem Fahrrad geht. Die Brüder Chris Schnelli und Andi Schnelli erkunden seit über 20 Jahren mit ihren Gästen die letzten Winkel dieser Welt. Mittlerweile organisieren sie mehr als 50 unterschiedliche Touren in aller Herren Länder. Die 16-tägige Philippinen-Tour wird mehrmals im Jahr zu unterschiedlichsten Terminen angeboten. Die Gruppe fliegt dabei mit ihrem Reiseleiter von Zürich ab. Eigene Fahrräder können mitgenommen werden. Vor Ort ist alles organisiert. Wir nutzten zudem das Angebot von Mieträdern und nahmen in Cebu zwei bestens gepflegte Bergamont Mountainbikes mit Federgabel und XT-Ausstattung in Empfang.

Charity Projekt: Save the Smile

Lachende Kinder sind die Seele der Philippinen. Radguide Stefan Alder hat ein Hilfsprojekt gegründet, das die zahnärztliche Versorgung einer Insel sichert. Kein Besucher kann sich dem Lachen entziehen. Die Kinder der kleinen Insel Badian im Westen von Cebu rangeln sich förmlich um die besten Plätze vor der Kamera. Für sie ist die Ankunft von Radfahrern aus Europa die Überraschung des Tages. Brav standen sie kurz vorher noch in zwei Gruppen vor dem Schulgebäude. Die eine Gruppe strahlend, die andere deutlich weniger lächelnd – nach dem Zahnarztbesuch. Auf Badian Island ist heute „dentist day“. Auf Initiative des Schweizer Bikeguides Stefan Alder sind zwei Zahnärzte aus der 100 Kilometer entfernten Grossstadt Cebu angereist und kümmern sich um die Versorgung. Unsere Radlergruppe hat zudem zwei grosse, prall gefüllte Reisetaschen im Gepäck. Voll mit Zahnbürsten, Zahnpasta und allerlei anderen zahnhygienischen Utensilien. Alles Spenden aus der Schweiz, deren Transport der Radreiseveranstalter Bike Adventure Tours organisiert und auch bezahlt. Was im Jahr 2010 als spontane Hilfsidee begann, ist heute eine tolle Erfolgsstory. Denn ohne zahnärztliche Hilfe würden die Zähne der Kinder einfach verrotten. Für einen Zahnarztbesuch fehlt hier jeder Familie das Geld. Dabei sind pro Kind nur 5 Euro nötig, um die jährliche Grundversorgung sicherzustellen. Mittlerweile sammelt Stefan Alder mit Hilfe seiner Radgäste genügend Geld, um die 260 Kinder der Insel und teilweise ihre Familien zu betreuen. Die Spendenbereitschaft war nach dem Taifun zudem so gross, dass zusätzlich die beschädigte Schule renoviert werden konnte. Eine tolle Sache! Das Projekt wird aus persönlichen Gründen 2023 aufgelöst.

Reisebericht-Autor: Reisejournalist Tom Bierl

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Geschrieben von: Reisejournalist Tom Bierl

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